Freundschaft

 

Als facettenreicher Mensch mit vielen Interessen trete ich gerne in Kontakt. Schon früh legte ich Wert darauf mich richtig gut und „tief“ unterhalten zu können. Smalltalk ist mir zuwider und ich will mich „echt“ unterhalten. Alles andere langweilt mich schnell und gestaltet sich als Qual. Lange hatte ich den Wunsch, mit anderen Menschen immer gleich zu schwingen und „ganz“ gesehen zu werden. Es frustrierte mich lange, wenn andere es nicht schafften mich zu sehen. Ich dachte dann mir wird da absichtlich etwas verwehrt oder vorenthalten. Ich war enttäuscht und wütend, zog mich zurück oder tat so als ob… Diese Art und Weise frustrierte mich und führte zu Isolation. Also war es Zeit für einen Perspektivwechsel. Die alten Muster wurden abgestreift und ich entschloss mich zu bewussten Veränderungen.

 

Mit den Jahren und einer Übereinstimmung mit mir selbst, habe ich gelernt, dass es Unterschiede gibt:

 

Zum einen Unterschiede in der Wahrnehmung. Nicht für jeden ist das Thema Freundschaft so tief in der Empfindung verankert, wie für mich. Ich empfinde Freundschaft sehr tief mit einigen ausgewählten Menschen. Es hat einen hohen Stellenwert für mich und findet,wenn nicht im täglichen Kontakt, zumindest in meiner Gedankenwelt statt.

 

Eindrücke hallen bei mir als Hochsensible lange nach. Die Freude über Treffen, aber auch unangenehme Themen. Das gilt nicht immer auch automatisch für alle meiner Freunde.

 

Kontakt mit Menschen muss für mich immer stimmig sein. Ich muss mich wohlfühlen und brauche Freunde die „echt“ sind und Konflikte mit mir konstruktiv und ohne Selbstwertverletzung lösen. Mein Harmoniebedürfnis steht mir da manchmal im Weg. Ich brauche also auch Nachsicht und den Mut zu emotionaler Auseinandersetzung.

 

Es gibt unterschiedliche Menschen für unterschiedliche Anteile in mir. Und ich freue mich über die Vielfalt. Ich freue mich über alltägliche Begegnungen sehr.

 

 

Freunde für Lebensphasen, die gibt und gab es immer wieder. Menschen sind schon in mein Erleben gekommen und leise wieder davon geschlichen. In intensiven Lebensphasen gab es manchmal Wegbegleiter, die sehr wichtig waren, die mir geholfen haben mich zu entwickeln oder umgekehrt. Ich bin diesen Menschen sehr dankbar, denn ich habe viel bei und mit Ihnen gelernt. Doch irgendwann hatte sich das gemeinsame Thema in Luft aufgelöst und dann ging auch die Freundschaft vorüber. Ich glaube inzwischen, dass das eine ganz gesunde Entwicklung ist.

 

Es gibt Bekannte, die ich hin und wieder treffe – das bereichert mich und macht mein Leben bunt.

 

Und natürlich die Freunde, die selten sind, die ich schon mein ganzes Leben lang kenne. Meine Sandkastenfreunde, Freunde aus der Grundschule und Jugendzeit. Ich bin ein treuer Mensch und finde genau diese Verbindungen selten und wertvoll. Es ist so ein „Zuhausegefühl“ und vertraut sein und dafür danke ich Euch sehr – auch wenn wir selten Kontakt haben, ist es immer als wäre es erst gestern gewesen… so schön.  

 

Die besten Freunde – mit euch kann ich schwingen, wir sind tief verbunden und die wichtigen Themen teilen wir: Hochsensibilität und der Umgang damit, Emotionen in allen Facetten besprechen, reflektieren, Impulse geben, derbe Witze machen und ein wenig sticheln, ein geistiges Gegenüber haben, die großen und kleinen Dinge des Alltags teilen, meine Familie miterleben und sich gemeinsam über Erfolge freuen, Hobbies und Interessen teilen (nie alle, aber die Schnittmenge stimmt)  -  immer füreinander da sein. Wenn die Bedingungen und die Selbstsorge das zulässt – Verständnis für die eigenen Ressourcen.

 

Das Alles bedeutet mir viel und ich muss es auch ständig ausdrücken. Danke, dass ihr das aushaltet, mein Emo-Gerede  – schön, dass es euch gibt, meine Herzensfamilie.

 

 

Mit meiner Lebenserfahrung hat sich auch mein Blick auf Freundschaft verändert. Ich freue mich, wenn es Anteile gibt, die in mir wirklich gesehen und geschätzt werden. Große und kleine Begegnungen und Gespräche mit Menschen (die im besten Fall gleich ticken) und meistens durch Resonanz in mein Leben kommen, geben mir sehr viel Lebensfreude und Energie. Ich mag es mal verbindlich, mal locker und auch große Zeitabstände sind selten ein Problem, wenn die Verbindung stimmt.

 

Manchmal treffe ich Menschen die eine Herausforderung sind, mir Lektionen beibringen. Doch durch das mich kennen und mittlerweile gut abgrenzen können, spüre ich sehr fein ob mir jemand gut tut. Und habe den Mut gefunden mich zu vertreten. Ich möchte Menschen in meinem Leben haben die mir gut tun.

 

Es macht mich zufrieden meine Erwartungen und Haltungen abgelegt zu haben, denn jetzt kommen meistens die richtigen Menschen zu mir, mit denen ich sein darf, wer ich bin…