Bei sich bleiben - mit Vielem um sich herum

 

 

Die Hochsensibilität bringt verschiedene Aspekte mit sich. Heute möchte ich über die Gabe sprechen, die Antennen immer auf Empfang gestellt zu haben und welche Herausforderungen dies mit sich bringt.

 

Im Außen sein, das fällt mir ganz leicht. Ich bin ein hingebungsvoller Mensch und gerne für andere da. Ich glaube sogar, das ist mein höherer Auftrag. Seit ich mich erinnern kann, wurde ich gesucht, als Zuhörerin, Seelsorgerin und Beraterin. Ich schätzte dies einerseits, in Emotionen kann ich so richtig baden. Andererseits habe ich nicht immer einen Gewinn daraus gezogen. Ich bemerkte, dass ich mich so manches Mal in Situationen verlor. Ich konnte mich selbst nicht fühlen und gab meinen eigenen Bedürfnissen so zu wenig Raum und stellte sie sogar unter die Bedürfnisse von anderen. Hausgemachter Stress – könnte man sagen. Ich war unruhig und unkonzentriert, wenn ich zu viele Verabredungen an einem Tag traf. Und vergaß zu Essen, zu trinken oder mich auszuruhen. Damit manövrierte ich mich selbst in Überreizungszustände und sorgte dafür, dass ich die Bodenhaftung verlor. Oft fiel ich dann in heftige Erkrankungen und/oder langanhaltende Erschöpfungszustände. Weil ich aber immer alles allein schaffen wollte und auch konnte, tat ich, darauf angesprochen, dass ich krank sei, alles ab und sagte „ist nicht so schlimm“ oder „es geht schon“ – ich legte mir eine regelrechte „Trümmerfrauen-Mentalität“ zu, biss die Zähne zusammen und machte immer weiter. Bis eines Tages gar nichts mehr ging. Chronische Erkrankung und Erschöpfung machten sich breit.

 

Ich kam an den Punkt, an dem ich gezwungen wurde auf mich zu hören. Der Leidensdruck wurde unendlich hoch, sodass ich ins Handeln kam.

 

Damit ich weiter für andere sorgen konnte, musste ich nun für mich selbst sorgen lernen. Als ich begann mich dieser Erkenntnis zu stellen, konnte ich den Weg zu mir beschreiten.

 

 

Dankbarerweise verfüge ich über ein intuitives Verhalten in Bezug auf meine Gesundheit und finde oft von ganz allein die Hilfe, die ich benötige. Ich kann spüren, was mir gut tut, wenn ich bei mir bin. Ich beginne mich zum Beispiel mit einer bestimmten Ernährungsform zu beschäftigen, setze diese aus vermeintlich logischen Gründen um und bekomme oft eine zeitlang später aus anderer Quelle die Information (zum Beispiel durch meine Freundin die Heilpraktikerin ist) dass dieses oder jenes genau das aktuell Richtige für meinen Körper ist.

 

Nach und nach habe ich gelernt, wie ich bei mir bleiben kann und damit in meiner inneren Kraft sein kann.

 

Ich würde rückblickend sagen, ich habe mir ein Selbstkonzept zusammen gebastelt, das es mir ermöglicht, souverän allen Situationen zu begegnen, die ich zu bewältigen habe. Das gelingt mir natürlich nicht in allen Lebensphasen und nicht immer durchgängig, aber das kann ich mittlerweile annehmen.

 

Die drei wichtigsten Punkte für ein Selbstkonzept, das mich persönlich gesund und in Balance hält sind: meine Haltung zum Leben, ein gutes Selbstmanagement die stetige Persönlichkeitsentwicklung.

 

 

 

Haltung zum Leben

 

Was meine ich damit?

 

Zu wissen, wer ich bin und welche Überzeugungen mich persönlich antreiben.

 

Ich versuche eine wertschätzende, authentische und selbstlose Grundhaltung zu leben.

 

Ich begegne Menschen mit Wertschätzung und bin überzeugt, dass jeder das gibt, was ihm möglich ist. Mir ist es ein Anliegen, Menschen zu sehen und ich versuche eine Verbindung zu meinem Interaktionspartner herzustellen, um ihn soweit zu erfassen und seine Talente, seine Besonderheiten zu sehen und hervorzuheben.

 

Das erleichtert mir so manchen Umgang und Kontakt und schließt natürlich auch mich selbst ein.

 

Es schenkt mir eine gewisse Leichtigkeit und Zufriedenheit.

 

Ich frage bei Herausforderungen: Was sind meine Möglichkeiten? Wo liegen meine Wahlfreiheiten? Wie kann ich Situationen, grade ungeplanten, möglichst handlungsaktiv begegnen? Wo sind (natürliche) Grenzen gesetzt? Und wo endet mein Handlungsspielraum? Wo beginnt und endet meine Verantwortung?  Objektiv: welche Situation habe ich da gerade vor mir und wie finde ich einen Umgang damit?

 

Also bewusst, verantwortlich und aktiv mit Situationen, Menschen und Lebensumständen umgehen. Damit bin ich selbstbestimmt und frei. Ein für mich persönlich sehr wichtiger Aspekt meines Lebens.

 

 

Unhöflichkeiten begegne ich häufig mit einer Extraportion Freundlichkeit und habe damit auch Erfolg – da wo es nötig ist, grenze ich mich ab. Der grundsätzliche positive Blick hilft mir aber, mich nicht von Miesepetern anstecken zu lassen. Die Gefahr ist eben groß, wenn ich ständig gefühlt beim anderen bin…

 

 

 

Selbstmanagement

 

Ein hochtrabendes Wort – doch sehr bedeutungsschwer.

 

Ich muss zum einen meine Reizaufnahme managen und üben mich zu regulieren. Mit meinem leicht überschäumenden Gemüt, nicht immer leicht. Denn ich bin begeisterungsfähig und brenne schnell für ständig wechselnde Themen. So ist das bei Scannerpersönlichkeiten… Und auch solch positive Zustände können in einer Überreizung enden.

 

Das heißt für mich: ich muss gut schlafen: In meinem Fall sind 7,5 Stunden optimal. Gerne gehe ich früh schlafen  (22.30 Uhr ist gut!) und  stehe früh auf (ich liebe es den frühen Morgen für mich allein zu genießen).

 

Ausreichend und blutzuckerwirksam essen: Mir tut eine eiweißreiche, proteinreiche Ernährung gut, die den Blutzuckerspiegel stabil hält.

 

Ausreichend trinken ist essenziell.

 

Reize muss ich kanalisieren: Ich sorge unterwegs & draußen gut für mich und versuche mich vor zu vielen Reizen abzuschotten. Ich habe Kopfhörer dabei und höre Musik in Bus & Bahn um einige Reize auszuschalten. Ich lese ein Buch und erschaffe mir einen „Schutzschirm“ an dem Reize abprallen.

 

In Menschenmassen unterwegs, fokussiere ich mich auf das Aufsetzen meiner Füße, konzentriere mich auf meinen Gesprächspartner und sorge dafür, dass ich ausgeschlafen, satt & zufrieden bin. Ich fokussiere mich auf mich und mein direktes Umfeld.

 

Ich versuche für Alleinzeit zu sorgen. Reize müssen von mir zeitnah verarbeitet werden.

 

Und beschäftige mich mit Dingen die mir gut tun, die mir liegen und die ich schön finde und an denen ich Energie gewinne. Ich liebe lesen, schreiben, kochen und backen, gestalten und Dokus anschauen. Denn das nährt meinen Wissensdurst und Schaffensdrang, gibt mir die Möglichkeit zum persönlichen Ausdruck.

 

Wenn ich unzufrieden, müde und/oder überreizt bin, versuche ich das bewusst anzunehmen und meine Verantwortung darin wahrzunehmen. Ich kämpfe nicht mehr gegen mich selbst und versuche die „Schuld“ nicht in den Umständen zu suchen und bejammere diese nicht mehr – naja ganz manchmal vielleicht schon noch… 😉

Aber grundsätzlich versuche ich, meine Verantwortung für mich selbst wahrzunehmen. Und das bedeutet, wenn ich müde bin, versuche ich zu schlafen. Ich habe nun einmal mehr Reize zu verarbeiten. Das kann nur gelingen, wenn ich Zeit habe zu schlafen und zu regenerieren. Wenn die Reize vom Vortag plus Müdigkeit mich beschäftigt halten, kann ich nichts Neues aufnehmen und verarbeiten. Dann bin ich für niemanden eine angenehme Gesellschaft.

 

Wenn ich eine Pause brauche, versuche ich sie mir zu nehmen und zwar ohne schlechtes Gewissen. Wenn die Umstände es nicht zu lassen: in Familie passiert das gerne einmal, dann versuche ich mir zu sagen, es ist ein vorübergehender Zustand und ich nehme ihn wahr und halte ihn aus. Es ist nur ein schlechter Tag, kein schlechtes Leben. Ich kommuniziere meine Bedürfnisse nach Rückzug und nehme es ohne Schuldgefühle wahr. Es ist eine Entscheidung für mich – nicht gegen die anderen.

 

Ich habe es geschafft, mir meine Ressourcen bewusst zu machen und integriere diese in mein Leben: ich gehe in die Sauna zum runterfahren und entgiften, ich bin gerne am Wasser (das beruhigt mich sehr), Spaziergänge allein oder in Begleitung tun mir gut: Menschen,die ich gern habe, ermöglichen mir heilsame Gesellschaft…

 

Ich setze deutlich mehr Prioritäten und gehe viele Dinge überlegter an.

 

Ist diese Familienfeier wirklich das was ich will? Möchte ich absagen? Oder bin ich so dabei, dass ich die schönen Anteile in großer Gesellschaft erleben kann? Komme ich später und verabschiede mich früher? Will ich das wirklich tun und was braucht es für eine möglichst stressfreie Anreise? Ich bin insgesamt bewusster mit solchen Entscheidungen, die ich mit den betroffenen Menschen (meistens meine kleine Familie) teile und mit  verantworte.
Wenn eine Absage für mich unumgänglich ist, dann setze ich sie durch. Ich nehme die Wahlfreiheiten deutlich wahr und bewege mich darin.

 

Ein planvolles Vorgehen kann manchmal langweilig sein, aber notwendig für eine gute Balance. Das Leben hält auch so genügend Überraschungen bereit, also in echt langweilig wird es mir nie. 😊

 

 

Zur Psychohygiene gehört für mich mittlerweile meinen Körper ausreichend zu bewegen: ich gehe gerne zu Fuß, denn was mich innerlich bewegt braucht auch eine Entsprechung in der (äußeren) Bewegung. Verarbeitung also… Die spirituelle Praxis: Atemübungen, Steh- und Gehmeditation und Yin Yoga tun mir gut. Es beugt einem Ausbrennen vor, wenn ich meinen Energielevel im Blick habe.

 

Wenn es nicht so gut funktioniert, versuche ich freundlich zu mir zu sein und meine Grundbedürfnisse zu spüren, wahrzunehmen und zu kommunizieren.

 

Das klappt, seit ich meinen Körper (wieder) spüren und die Frühwarnzeichen erkennen und lesen kann. Die hohe Wahrnehmungsfähigkeit kann anstrengen, wenn ich zu stark im Außen bin. Bleibe ich bei mir, kann sie mir höchst dienlich sein.

 

Das heißt, wenn ich bemerke, dass eine aktuelle Lebensphase mir zu viel Energie raubt, ich ausgelaugt und kränklich bin, versuche ich in dieser Zeit bewusst (mit zum Beispiel Kaffee) etwas nachzuhelfen, um gut durch den Tag zu kommen. Aber auch bewusst diesen Zustand zu beenden und in meinen „Oma-Rhythmus“ zurück zu gehen. Früh schlafen, abends keine Medien mehr, gut essen und ruhig leben: Zeitdruck minimieren, wo möglich, und vorausschauend planen. Das ist eben Selbstsorge.

 

 

 

Persönlichkeitsweiterentwicklung

 

Ich habe die dankbare Gabe das Positive sehen zu können. Ein guter Freund sagt zu mir: „Du findest den Glitzer im Scheißhaufen“. Die robuste Ausdrucksweise bringt es bildlich auf den Punkt. Überall gibt es auch Gutes. Das heißt keineswegs, Dinge „schön“ zu reden. Wenn etwas richtig Scheiße ist, mag ich es auch auf den Punkt benennen. Aber in allem gibt es eine Botschaft für mich oder einen positiven Aspekt.

 

In Situationen in denen ich mich handlungsunfähig fühle, versuche ich, das Beste daraus zu machen und sorge dafür, wieder aktiv werden zu können. Wenn mich Dinge massiv stören, kommt mein innerer Beobachter ins Spiel. Er fragt: „Woher kennst du das?“ Wo hast du das schon erlebt“ „Was stört dich so massiv?“ Er ist zuverlässig und geübt und zeigt mir die Themen auf, die mich in Alarmbereitschaft versetzen. Kann ich etwas allein nicht bewältigen, hole ich mir Rückendeckung bei gleich tickenden Menschen. Das hilft mir mich zu regulieren und meine Ängste zu zähmen. Der innere Beobachter ist laut und lässt sich nicht übertönen. Ich höre hin und seziere die Situation, bis ich sie soweit verstanden habe, dass ich wieder einen Handlungsansatz habe. Ich bearbeite die Themen, gebe den Emotionen und Dingen einen Namen und mag es mich neu zu erfinden.

 

 

Zusammen  mit dem tiefen Glauben, niemals etwas zu bekommen, das ich nicht bewältigen kann, gelingt es mir die Wellen des Lebensozeans zu reiten. Und bis jetzt bin ich auch nach einem Tauchgang immer wieder an Land gekommen und ab und zu habe ich Schätze aus der Tiefe mitgebracht…

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wenn du neugierig geworden bist, wie dein eigenes Selbstmanagement aussehen kann und du vielleicht Impulse suchst, was dir persönlich hilfreich sein kann, um mit Überreizung umzugehen:

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